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Seite 33   -   Sternstunden der Kinematographie (Kino)

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Aus der französischen Familie Lumière gingen drei Pioniere der Fo-
tografie und der Kinematografie hervor. Der Vater gründete 1882 in
Lyon eine Trockenplattenfabrik. Die Qualität der Platten war so gut,
dass es fast zum guten Ton gehörte, Lumière-Platten zu verwenden.

Auguste Lumière (1862-1954) hat zusammen mit seinem Bruder
Louis L. (1864-1948) an der Entwicklung der Kinematografie ent-
scheidend mitgewirkt. Die Brüder Lumière entwickelten und bauten
das Filmaufnahmegerät und den Projektionsapparat selbst. Sie führten
im Jahre 1895 das Kino ein, in der Art wie es noch heute funktioniert
- ihr Verfahren hat sich letztlich durchgesetzt, auch in Amerika.

Weitere Anstrengungen widmeten die Gebrüder Lumière der Ent-
wicklung der Farbenfotografie. Im Jahre 1907 haben sie nach langjäh-
riger Forschungsarbeit die ersten Farbplatten namens 'Autochrom-
platte
(Typ Kornrasterverfahren) hergestellt, die allerdings nur farbi-
ge Diapositive lieferte. Die Autochromplatte war recht lichtunemp-
findlich, sie war aber immerhin 20 Jahre lang von Bedeutung.

    Die französische Regierung hielt die kulturellen Leistungen
    der Brüder Lumière für sehr wichtig, sie wurden zu Mitglie-
    dern der Ehrenlegion ernannt und erhielten ein eigenes kinema-
    tographisches Museum in Paris.

    In Deutschland hatte man die großen Filmpioniere, die Brü-
    der Skladanowsky schlicht vergessen.

In Berliner Zeitungsanzeigen von 1895 warben die Brüder Sklada-
nowsky
für ihre Vorführungen 'Das Bioskop'.

Die erste Filmvorführung fand am 1. November 1895 im Berliner
Wintergarten statt. Max Skladanowsky (1863-1939) hat das Aufnah-
megerät und den Fimprojektor selbst entworfen und gebaut. Die Fil-
me waren handperforiert und von Hand kopiert.
Die Familie Skladanowsky stammt aus Berlin-Pankow. Die Sklada-
nowskis waren von Hause aus Schausteller. Der Vater reiste mit Ne-
belbildern, Lichtbildvorträgen, Darbietungen eines 'mechanischen
Theaters' und Wasserpantomimen. Ab dem Jahre 1897 begleiteten den
Vater die Söhne Max und Emil, während Eugen, der dritte Sohn, von
zu Hause ausrückte und zum Zirkus ging.

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Max war der aufgeweckteste. Auf Wunsch seines Vaters absolvierte
er mehrere Fachschulen.
Im Jahre 1898 gründete Max Skladanowsky das Berliner Kamera-
werk und stellte Amateur- und Fachapparate her, baute Stereoskope
mit Zubehö:r und vertrieb 'Plastische Weltbilder'.

    Wir erleben hier den einmaligen Fall, daß ein Erfinder von der
    Technik überholt wurde und sich ganz von seinem Ursprungs-
    gebiet abwandte. Der Mangel an Kapital und die immer schwä-
    cher werdende Nachfrage nach seinen kinematographischen Dar-
    bietungen haben ihn wohl dazu bewogen, sich mit seinen 'leben-
    den Fotografien' in Buchform (Abblätterbücher bzw. 'Daumen-
    kino'), die sich recht gut verkauften, zu begnügen.

Erst Oskar Meßter (1866-1943), Berlin, führte ab 1896 die Kinema-
tografie weg von den primitiven Versuchen, hin zur industriellen
Herstellung von kinematographischen Geräten und Filmen.

Er konstruierte den ersten deutschen Filmprojektor, der in die Serien-
produktion ging. Im Jahre 1900 war die Konstruktion der 'Kine-
Meßter-Kamera'
abgeschlossen, sie war die erste kleine und handli-
che Filmkamera für 30 m Filmkassetten, die auch brauchbar war.

    Mit den Gebrüdern Lumiére und auch mit Edison führte Meßter
    einen regen Schriftwechsel. Im Jahre 1917 verkaufte er seinen
    Betrieb und die Studios für 5,3 Millionen Goldmark an die UfA.
    Danach hat er sich als Privatier am Tegernsee niedergelassen,
    wo er im Jahre 1943 starb.

    
    
    
    
    
    






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